Im Ziel waren alle glücklich, auch wenn die Radfahrer ein noch besseres Gefühl verspürten. Anlässlich der Festveranstaltungen „200 Jahre Rheinhessen“ und „1.250 Jahre Mommenheim“ lud die Ortsgemeinde Mommenheim mit organisatorischer Unterstützung des Geschichtsvereins „Historia Mommenheim“ zu einer Rallye durch Rheinhessen ein. Dabei war es den Teilnehmern freigestellt, mit dem Auto oder mit dem Fahrrad durch die hügelige Weinlandschaft zu fahren. Es war das Ziel, das wohl schönste aber sicher auch grausamste Märchen Rheinhessens nachzuvollziehen.
„Ein sehr begüterter Vater hinterließ seinen 3 Töchtern einen Schatz mit Münzen und Schmuck. Als die Töchter nach dem Tod des Vaters zusammen kamen, um das Erbe zu teilen, griffen die beiden sehende Schwester zu einer List, um die blinde Schwester zu benachteiligen. Alle waren sich einig, für eine gerechte Teilung das Maß eines Weinkelchs zu nutzen. Allerdings drehten die beiden sehenden Schwestern beim Abmessen der Menge für die blinde Schwester den Kelch um und füllten nur den Fuß des Kelchs, so dass diese deutlich benachteiligt war.“
Und genau dieses Märchen wurde in Gau- Odernheim bei herrlichem Sommerwetter auf einer Freilichtbühne dargestellt. So konnten sich alle Teilnehmer der Veranstaltung gut in den weiteren Verlauf reindenken. Denn nachdem der Schatz geteilt war, beschlossen die 3 Schwestern, dass jede von ihnen eine Kirche auf einem Hügel in der Umgehung bauen solle. Als später die blinde Schwester merkte, dass sie betrogen wurde, verwünschte sie ihre Schwestern und prophezeite, dass deren Kirchen nicht auf Dauer stehen würden.
Und tatsächlich: Von der Mommenheimer Kirche auf dem Nazarienberg weiß man nur aus den Aufzeichnungen. Man kennt nicht einmal die die Lage der Fundamente. An der zweiten Station auf dem Petersberg bei Bechtolsheim konnten die Teilnehmer wenigstens die romanische Ruine der St. Peters Kirche erkennen. Von da ging es mit zwei Zwischenstopps zum „Rheinhessischen Mittelpunkt“ bei Gabsheim und zuim Brunnen der „Heiligen Lioba“, der Schwester vom Bischof Bonifatius, in Schornsheim zur Kirche der blinden Schwester in Udenheim. Die Prophezeiung wurde wahr: Nur die Bergkirche Udenheim überstand alle geschichtlichen Katastrophen und wurde so das ganz besondere Ziel der Rallye.
Mommenheims Ortsbürgermeister Hans-Peter Broock bedankte sich bei den Organisatoren dieser erlebnisreichen Tour, insbesondere bei Ludwig Kranz für seine historischen Erklärungen, Thomas Ehlenberger aus Gau- Odernheim für seine Führung durch die Simultankirche in Gau- Odernheim und die Aufführung des Märchens und bei Kurt Robens für die Betreuung der Radfahrer.